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Re: [A-DX] Der Ende des Glaubens an das Christkind
- Subject: Re: [A-DX] Der Ende des Glaubens an das Christkind
- From: Name gelöscht <name.geloescht@xxxxxxxxxxxx>
- Date: Sun, 13 Sep 2009 16:12:38 +0200
Am 13.09.2009 um 15:18 schrieb Martin Prochazka:
Habe gestern die DRM-Ausstrahlung von Radio New Zealand in fantastischer Qualität gehört. (Ja, ich weiß, ist nur die Relaissendung aus UK, aber trotzdem...) Dabei wurde mir noch einmal in aller Deutlichkeit vor Augen geführt, wie eine an sich tolle Idee in den Ruin getrieben wurde
Erklär doch mal, was an der kaputten Idee "DRM" an sich toll ist, und wie sie "in den Ruin" getrieben wurde. Das ist mir nicht klar.
und - siehe die Empfängersituation - noch immer wird.
Das ist jetzt aber einfach: Die Stationen verjuxen Staatsknete oder Gebührengelder und brauchen sich um eine Realisierung ihrer Pläne aus Wolkenkuckucksheim keine Sorgen zu machen. Die Technischen Leiter der Stationen finden das auch ganz toll, alle Vierteljahr gibts eine schöne Dienstreise nach Boston, St. Petersburg, Bangkok, Rio de Janeiro, Dubai oder Kapstadt, wo man sich mit den Kollegen trifft, lecker Mittagessen und ein nettes Rahmenprogramm bekommt und so schön im Halbdunkel bei bunten Powerpoint-Präsen dösen kann. Ob wirklich jemand die Deutsche Welle, die BBC oder AIR in DRM hört oder nicht, ist doch piepegal. Und in neue Sender konnte man auch investieren, mit dem Hinweis der notwendigen DRM-Tauglichkeit. Abschaltszenarien wurden auch mit dem Hinweis auf die kommende schöne neue Welt wirksam bekämpft, aktive Jobsicherung ist jetzt das Stichwort. Und die Senderhersteller freuen sich wie kleine Kinder über die staatliche Abwrackprämie für Altsender.
Die Empfängerproduzenten aber sind auf wirtschaftlichen Markterfolg angewiesen. Die rechnen das mit dem spitzen Bleistift durch. Und daß sich bisher kein "Global Player" auf das Spiel einläßt, zeigt ja, wie hoch die den Markterfolg einschätzen.
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Initiative von DW und BBC aus dem Vorjahr so etwas wie eine letzte Chance für DRM ist.
Richtig.
Konsortium-Aktivitäten hin oder her, beim nächsten Sparplan ist wahrscheinlich Schluss damit.
Wowereit! Jahrelang wurde die Kohle zum Fenster rausgeworfen, irgendwann ist's ja auch mal gut.
Angesichts der dramatischen Sparhaushalte in Bulgarien, Serbien, Rumänien und einigen anderen Ländern dürften die dortigen Auslandsdienste auch schon zumindest angezählt sein.
Ja. Das wären sie aber mit DRM genauso. Es gibt halt keinen Kalten Krieg mehr.
Irgendwann wird dann die Kurzwelle als Auslandsfunk nur noch in der Hand von CRI und missionierenden Irrlichtern sein.
Internationaler Kurzwellenrundfunk war doch schon immer eine ziemlich bekloppte Veranstaltung. Von staatlicher Propaganda des Kalten Krieges auf beiden Seiten hin zu Missionssendern: Die Mixtur muß man schon mögen. Viele waren das nie.
Sieht eigentlich irgendjemand noch eine Zukunft für unser Hoby, zumindest für Programmhörer? (Damit meine ich jetzt nicht Signale von Radio Tansania ein paar Mikrometer über der Grasnarbe, obwohl das natürlich sehr reizvoll ist und mir - oft auch dank Eurer tollen Tipps -, schon unzählige spannende Stunden beschert hat.)
Im nationalen Kurzwellenrundfunk sieht es auch trübe aus. Schau mal in ein WRTH der 70iger, 80iger oder Anfang der 90iger Jahre und vergleiche mit dem, was heute noch sendet. Das ist halt eine technische Weiterentwicklung. Wenn ganz Kenia, Ghana oder Botswana mit UKW-Sendern abgedeckt ist, dann braucht man keinen MW- oder Kurzwellensender mehr und schaltet ab. Auch diese Sender würden nicht mit DRM weiterbetrieben.
Was nun aber nicht heißt, daß es morgen gar nichts mehr zu hören gäbe. Ich glaube schon, daß das DX-Hobby auch für die nächsten Jahre noch genügend Ziele bereithält.
Internetradio ist zwar praktisch, bringt aber die vielen ausgestorbenen Auslandsdienste nicht zurück, ist immer noch nicht wirklich mobil und hat auch nicht den Reiz der bisherigen Antennenspielereien.
Gerade dort hat sich doch unendlich viel getan. Gerade als Programmhörer bietet sich doch ein Eldorado von Tausenden Stationen, die man nie und nimmer auf Kurzwelle hätte hören können.
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