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[A-DX] Enzios ketzerische Radiotests, Teil 2


  • Subject: [A-DX] Enzios ketzerische Radiotests, Teil 2
  • From: "Enzio Gehrig" <EGG51953@xxxxxxxxxxx>
  • Date: Wed, 5 Jul 2000 23:53:36 +0200

Hallo,

habe mich heute mit drei meiner Radios ins Freie verzogen, fernab jeglichen häuslichen Störnebels, und ein paar weitere Empfangstests veranstaltet. Als
Testsender dienten: Radio Uganda (4976), Radio Tanzania Zanzibar (6015),
Radio Ghana (4915), Radio Mauritania (4845), SWF3 (7265) und der MW- Sender
Radio Melilla (972kHz). Die drei Radios waren ein IC-R75 mit
Grahn-GS3-Antenne, der Sony ICF-SW77 mit Teleskopantenne und dessen kleiner Bruder ICF-SW7600G, ebenfalls an der eingebauten Teleskopantenne betrieben.

Mein persönliches Fazit: Die DM 2000.- für einen aufgerüsteten IC-R75 (mit DSP-Platine und 3.3 kHz-Filter) sind für den Empfang obiger und ähnlicher Sender in ungestörter Umgebung (!) rausgeschmissenes Geld. Alle Sender waren mit allen drei Empfängern in mehr oder minder gleicher Weise zu empfangen.
Auf AM sind beide Sonys allemal mindestens gleichwertig, oft dank ihres
bestens funktionierenden Synchrondetektors überlegen. Dies zeigte sich
insbesondere beim Empfang des Senders SWF3, heute hier ziemlich gestört und
mit schnellem Fading behaftet. Der SW77 brachte den Sender dank seines
Synchrondetektors im oberen Seitenband in bester Qualität, der kleine
SW7600G war hier durch seine zappelige AGC merklich schlechter. Mit dem Icom war die Sendung nur im ECSS-Modus aufnehmbar, auf AM war der Empfang mehr schlecht als recht. Hier zeigte sich wieder mal, daß der Icom kein besonders
guter AM-Empfänger ist. Das scheunentorartig breite AM-Filter ist nur in
Ausnahmefällen zu gebrauchen, das 3.3 kHz-Filter wiederum bringt nur in
Verbindung mit dem Passband-Tuning einigermaßen erträglichen Empfang,
ansonsten tritt der gefürchtete "Kellerklang" auf. Der Synchrondetektor des
Icom ist völlig unbrauchbar, er rastet mehr aus als ein und verzerrt den
AM-Empfang in unerträglichem Maße.

Es ist für mich immer wieder erstaunlich, wie gut manche Reiseradios im
Vergleich mit Empfängern abschneiden, die 7x mehr gekostet haben: Beispiel: Radio Tanzania Zanzibar war am besten mit dem kleinen 7600G zu empfangen,
gefolgt vom SW77. Schlußlicht hier der IC-R75, an dem die Sendung auf AM
kaum zu erahnen war.

Zu Ehrenrettung des Icom muß gesagt werden: Radio Melilla kam mit ihm am
besten, sicherlich zum Großteil ein Verdienst der Grahn-Antenne. Von den
beiden Sonys zeigte sich der 7600G auf MW dem SW77 überraschenderweise
überlegen, was den Empfang mit der eingebauten Ferritantenne angeht. Der Anschluß der Grahnantenne brachte aber beim SW77 drastische Verbesserungen,
nicht so sehr beim 7600G, der offenbar nicht für den Anschluß externer
Antennen ausgelegt ist.

Der Icom hat eine nicht zu bestreitende Stärke: Die Sprachverständlichkeit
gestörter oder schlecht modulierter Sender ist ausgezeichnet. Als
SSB-Empfänger oder für Rtty-Empfang ist das Gerät eine gute Wahl. Aber für AM ist ein Empfänger von der Klasse eines Sony ICF-SW77 völlig ausreichend,
vor allem beim Betrieb mit einer selektiven Empfangsantenne wie der
Grahn-GS3. Das fehlende Notchfilter läßt sich durch ein externes NF- Filter
ersetzen. Und einen Noise Blanker braucht man sowieso nie, die
verschlechtern oft nur dem Empfang. Von allen Empfängern, die ich bislang
besessen habe, hat alleine der Noise Blanker des NRD-535D seine
Existenzberechtigung besessen.

Fazit: Rolf-Dieter Wiedenmann hat mal gesagt: Teure Empfänger dienen vor
allem dem Spieltrieb. Kann ich nur unterstreichen ;-)

73, Enzio









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