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Re: [A-DX] IFA-Nachlese




Am 12.09.2005 um 15:57 schrieb Willi Passmann:

Gleiches scheint bei DRM der Fall zu sein. Offenbar rennen die DRM- Jubler offenen Auges in ihr eigenes Unglück, weil sie irgendwann ohne Zuhörer
dastehen und überflüssig sind.


So profan wird es nicht sein, auch wenn man kaum mehr als begründete
Vermutungen anstellen kann. Meine lautet: Intern hat man bei der DW die
Kurzwelle mittelfristig abgeschrieben; alleine die Verteilung der
Pressemitteilungen aus diesem Haus belegt, dass Satelliten-TV der
Kurzwelle schon längst den Rang abgelaufen hat.
Das Modewort "digital" sorgt allenfalls dafür, noch ein paar wenige
zusätzliche Jahre Finanzmittel in den Bereich Rundfunk stecken zu dürfen.

Das sehe ich auch so. Das Ende der Auslandsdienste Österreichs, der Schweiz, Norwegens usw. vor Augen, versucht man dem Geldgeber weiszumachen, daß Rettung naht. Sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn man sich damit nicht bis zur Rente retten könnte.


Dass die "Normal-Hörer" - allen gegenteiligen Beteuerungen zum Trotz -
das letzte sind, was die oberen Chefetagen interessiert, hat uns ja die
BBC bereits vor Jahren mit ihrer Zielgruppe der "Meinungsmacher und
Entscheidungsträger" vor Augen geführt.
Dazu passt auch die Antwort von Peter Senger auf die während einer
IFA-Pressekonferenz geäußerte Bitte eines Hörers, doch nicht gerade die
"Top-Frequenz" 6075 kHz für DRM einzusetzen: Man wolle DRM so schnell
wie möglich am Markt einführen, um Kosten zu sparen. Mit dem Nachsatz
"Sorry, tut mir leid". Enttäuschte (Ex)Hörer sind da schon als
Kollateralschaden in der Gesamtrechnung verbucht.

Nun muß man auch sehen, daß die DRM-Propagandisten einen Drahtseilakt ohne Netz und doppelten Boden aufführen. Die Crux an der ganzen Geschichte ist ja die Umstellungsphase, in der kein Geld gespart wird, sondern sogar erhöhter Finanzbedarf besteht. Zum einen weiterhin Ausstrahlung in AM, zum anderen parallel dazu in DRM. Da soll durch Abschaltung der Hauptfrequenz 6075 kHz die Umstellungsphase so kurz wie möglich gehalten und der Hörer mit der Brechstange zu seinem Glück gezwungen werden. Sollte sich DRM gut anlassen und die DW-Hörerzahl in etwa auf dem Niveau vor der Umstellung bleiben, dann ist es ein Erfolg.

Was aber, wenn sich nur wenige neue Hörer ködern lassen, und die alten Hörer zu großen Teilen der DW den Rücken kehren? Dann ist es ein Schlag ins Wasser. Was nützen mir um die Hälfte gesunkene Senderkosten (bei gleichem Produktions- und Verwaltungsaufwand), wenn ich hinterher signifikant weniger Hörer habe?

Und RTL mit im Boot zu haben, ist für mich abschreckend. Das beschissene Gedudel habe ich das ganze UKW-Band rauf und runter, und soll es nun auch noch auf Mittel- und Kurzwelle ertragen? Das soll der Mehrwert von DRM sein? Na, vielen Dank aber auch! Dann doch lieber einen iPod, der spielt nur Musik, die mir garantiert gefällt, nervt mich nicht mit allen Flitzer-Blitzern meiner Region, penetrant fröhlichen Moderatoren, grenzdebilen Telefonspielen und Werbung. Und im Urlaub kann ich auf die DW auch verzichten, Satellitenfernsehen im Hotelzimmer und zur Not mal die Zeitung mit den großen Lettern machen es möglich.

Bonne chance, DRM!

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Tschüß,
Martin     http://webadresse.geloescht/


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