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Re: [A-DX] Audio-CDs werden defekt [Dementi]
- Subject: Re: [A-DX] Audio-CDs werden defekt [Dementi]
- From: Thomas Kamp <1step@xxxxxx>
- Date: Thu, 28 Dec 2006 14:42:12 +0100
"Gott sei Dank hat Moses die zehn Gebote nicht auf CD hinterlassen." - Zukunftsforscher Jeff Rothenberg, RAND-Corporation Jaja, CDs sind so genannte "Gebrauchs-" und keine "Langzeitspeicher". Soweit, so gut. Auch ist mir nicht neu, worüber die Hörfunkkollegen von "Leonardo" da berichten. Vor allem aus Nordamerika kommen seit etwa zwei Jahren wenig jubelnde Untersuchungsergebnisse zur Haltbarkeit optischer Speichermedien. Bei einem Stabilitätsvergleich traktierten Wissenschaftler des US-amerikanischen National Institute of Standards and Technology CD-Rs und DVD-Rs verschiedener Hersteller mit starkem UV-Licht, großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Als halbwegs stabil erwiesen sich dabei nur die teuersten Silberscheiben mit Phthalocyanin-Farbstoff und Silber- beziehungsweise Goldbeschichtung. Ähnlich drastische Ergebnisse lieferte ein so genannter Alterungssimulationstest (Arrhenius-Test: 80 Grad Celsius, 85 Prozent Luftfeuchtigkeit) des Canadian Conservation Institute. Nach 84 Tagen in der Klimakammer hielten noch 38 Prozent aller Audio-CDs die von den CD-Herstellern als Obergrenze definierte BLER-Rate ein (die so genannte Block Error Rate (BLER) gibt die Anzahl der fehlerhaft gelesenen Datenblöcke pro Sekunde an. Ein Wert von 220 gilt nach Definition der Industrie als absolute Obergrenze. Beim Brennen und Auslesen der Daten können drei Sorten von Fehlern auftreten: Typ E11 (Daten wiederherstellbar), E21 (Daten wiederherstellbar), E31 (Daten nicht wiederherstellbar). Bei nicht wiederherstellbaren Datenfehlern muss das Lesegerät interpolieren. Zu viele Fehler bremsen die Auslesegeschwindigkeit und führen irgendwann dazu, dass die CD nicht mehr lesbar ist. Bei DVDs gilt als Obergrenze eine Rate von 280 Fehlern). Bei den CD-Rs erlitten vor allem die mit Cyanin- (grün) und Azo-Farbstoff (blau) herbe Verluste: Nur vier Prozent der Cyanin-Discs und null Prozent der Azo-Scheiben erfüllten noch die Minimalvoraussetzung. Lediglich die Phthalocyanin-CD-Rs (gold) zeigten sich mit 72 Prozent einigermaßen stabil. Bei ihnen lag die durchschnittliche BLER-Rate sogar auffallend niedrig. Katastrophal schnitten hingegen DVDs ab. Nur 28 Prozent der industriell gefertigten DVDs erfüllten noch die Anforderungen an die maximale Fehlerrate. Noch schlechter schnitten DVD-R ab, nur acht Prozent aller Scheiben überlebten den Test. Die Überlebensquote bei den DVD-RWs war hingegen glatt Null: Keine der Scheiben war mehr auslesbar. Doch ganz so drastisch sind die Verluste im Alltag aber nicht. Der Leiter des Deutschen Musikarchives Berlin, Ingo Kolasa, rechnet bei Audio-CDs mit einer Verfallsdauer von 50 bis 100 Jahren. Genau wisse das aber niemand. "Wir haben aus den Anfangsjahren der Audio-CD etliche Exemplare in unserem Archiv, die sich aufgrund der falschen Farbzusammensetzung des Aufdrucks zerlegen. Das Problem ist in Fachkreisen bekannt. Die haben Nitrofarbe benutzt, die sich durch das Aluminium frisst. Neuere CDs weisen solche Fehler nicht mehr auf." Eine CD besteht im Wesentlichen aus Polycarbonat mit den eingeprägten Informationen, einer Reflexionsschicht aus Aluminium und einer Schutzlackierung. Geringfügig teurere Markenartikel besitzen im Allgemeinen eine hochwertige "Rundum"-Schutzlackierung, die auch ein eventuelles Eindringen von Sauerstoff/Wasser an der schmalen Seite verhindert, Oxidation könnte sonst die Aluminiumreflexionsschicht und damit die Lesbarkeit negativ beeinflussen. Mechanische Verformungen, wie beispielsweise starkes Verbiegen, können bei einer CD die Oberflächenversiegelung beschädigen (Haarriss) und dadurch einer langsamen Zerstörung der Aluminiumschicht Vorschub leisten. Sonnen- und Halogen-Licht können die optischen Eigenschaften des Polycarbonats zerstören. Auch produktionsbedingte Verformungen, wie kalter Materialfluss, können die Kunststoffscheibe mechanisch verformen und damit die Lesbarkeit einschränken oder unmöglich machen. Hitze (Verformung) und auch Kälte (Versiegelung) können, besonders einer ungeschützten CD, schaden. Auch sollten tiefer gehende Kratzer und Beschädigungen auf beiden Seiten der Fläche vermieden werden. Gerade im CD-R und CD-RW Billigst-Segment ist der seitliche Rand die empfindliche Schwachstelle. Hier fehlt eine Lackversiegelung und es ist durchaus möglich, dass Sauerstoff und auch Wassermoleküle zwischen die Schichte eindringen können. Werden alle Punkte sorgsam beachtet, wird aus heutiger Sicht die Lebensdauer einer CD von (echten) Experten mit etwa 80 Jahren angegeben. Laut Ingo Kolasia, Leiter des Deutsche Musikarchivs in Berlin, wird dort von jeder in Deutschland erscheinenden CD ein Exemplar in diesem Archiv gesammelt. Aktueller Bestand: mehr als 250 000 Silberscheiben. "Internationale Musikarchivare gehen zurzeit davon aus, dass eine CD etwa 50 Jahre hält." Dennoch sind seine Favoriten noch immer Schellackplatten: "Die halten vermutlich ewig, wenn man sie nicht zerbricht.` Was DVDs angeht, so gibt es hier einige Besonderheiten: DVD±R reagieren wegen der verwendeten organischen Farbstoffe viel empfindlicher auf Sonnenlicht und Hitze als DVD±RW (hier werden anorganische Farbpigmente benutzt). Und: Bei einer DVD±RW ist erst nach mehrfachem Schreiben (zwei bis zehn mal !) sichergestellt, dass die Daten stabil gespeichert bleiben. Erst nach einem mehrfachen Beschreiben verändern sich die chemischen Eigenschaften konstruktionsbedingt nicht mehr. Weiterführende Information unter http://www.ee.washington.edu/conselec/CE/kuhn/otherformats/95x9.htm Tom DF5JL P.S.: Computerfestplatten gelten zzt. etwa drei Jahre als sicher hinsichtlich der Speicherung von Daten... - und: CD-RWs -- ----------------------------------------------------------------------- Diese Mail wurde ueber die A-DX Mailing-Liste gesendet. 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