Re: [A-DX] DRM-Praxis

["Thomas Kamp" <1step@xxxxxx>]

Hallo Dietrich, hallo Liste,

ich finde es auf den ersten Blick durchaus lobenswert, im Rahmen einer Diskussion um DRM an die in Diktaturen lebenden und von freien Informationen abgeschnittenen Bürger zu denken. Aber dann sollte derjenige auch so fair sein, folgende Punkte im Sinne einer umfassenden und objektivierten Berichterstattung ergänzend zu erwähnen:

- Ein 60 cm langer Teleskopstab ist kaum die geeignete Antenne für stabilen Kurzwellenempfang. Charly Hardt vom ADDX-Clubservice rüstet die Morphy Richards Empfangsgeräte mit einer Antennenbuchse nach, die den Anschluß einer geeigneten externen Antenne zulässt. Diese verbessert den Empfang erheblich, wie ich anlässlich einer Präsentation im Anschluß an das diesjährige ADDX-Jahrestreffen in Mönchengladbach feststellen konnte. Verbessert heißt in Bezug auf DRM: Es werden mehr Stationen empfangen als nur mit der Teleskopantenne, der Empfang wird deutlich stabiler (besseres S/N-Verhältnis). Zudem wird der Empfang auch solcher Stationen verbessert, die analog auf LW/MW/KW senden und vorrangig das Interesse solcher Personen finden, die man gemeinhin als "Programmhörer" bezeichnet (z.B. BBCWS, DW World etc.). Ein "Küchenradio", das klanglich ausgewogen die NEWS HOUR der BBC präsentiert, findet sicherlich in einigen Bevölkerungsgruppen Zuspruch.

- Es kann nicht sein, dass die Qualität des Rundfunks einzig daran bemessen wird, ob es - überspitzt ausgedrückt - einer Hand von DXern gelingt, solche Aussendungen über weite Distanzen zu empfangen, a) die nicht für den Wohnort des DXers vorgesehen sind ("Zielgebietkonflikt"); b) deren Sprache der DXer nicht mal versteht ;-) ("Zielgruppenkonflikt"). Rundfunkfernempfang ist ein spannendes Hobby, das mich nun seit mehreren Jahrzehnten noch immer in seinen Bann zieht. Aber es ist quasi eine physikalische Begleiterscheinung außerhalb einer primär an genau definierten Zielgruppen und Zielgebieten adressierten Rundfunkversorgung.

- Die Bemerkung "Wenn DRM für den Fernempfang auf Kurzwelle nicht taugt, sollte man es so schnell wie möglich verschrotten" stellt für mich, der oft stundenlang Programme von außerhalb Europas befindlichen Sendeanlagen in DRM empfangen hat (wie bspw. das niederländische Programm aus Bonaire), eine nur schwer nachvollziehbare, subjektive Meinungsäußerung dar; die keineswegs dazu beiträgt, eine sachliche und ergebnisoffene Diskussion über das Für und Wider des Rundfunkstandards "Digital Radio Mondiale" (kurz: DRM) zu führen.


Unterm Strich betrachtet muss man m. E. feststellen, dass der Morphy Richards ein einfach zu bedienendes Küchenradio ist, dass
- sich an solche wendet, die regelmäßig max. ein, zwei Dutzend Programme hören und diese namentlich in einer Liste ablegen möchten;
- sich an solche Hörer ausrichtet, denen egal ist, ob sie "ihr" Programm über DAB, UKW, DRM oder was immer auch empfangen;
- einen erstaunlich guten Klang bietet.



Tom DF5JL

http://radioskala.blogspot.com



-------- Original-Nachricht --------
Datum: Thu, 2 Nov 2006 22:05:33 +0100
Von: "Dietrich Hommel" <Dietrich.Hommel@xxxxxx>
An: liste@xxxxxxx
Betreff: [A-DX] DRM-Praxis

> Hallo Liste!
> Ein Listenteilnehmer schrieb mir zum Morphy Folgendes:
> "Der DRM-Empfang mit der eingebauten Teleskopantenne ist sehr instabil:
> Tagsüber regelmäßig von Aussetzern begleitet ist der Empfang abends und
> nachts nicht mehr möglich."
> 
> Das sagt für mich eigentlich alles. Bei der analogen Kurzwelle holt man
> selbst an den schlechtesten Wintertagen immer noch das eine oder andere
> Signal auch auf den "Nicht-Tropenbändern" heraus. Wenn DRM für den
> Fernempfang auf Kurzwelle nicht taugt, sollte man es so schnell wie
> möglich
> verschrotten. Ich denke da nicht nur an uns DXer, sondern auch an die
> Menschen in den Diktaturen wie China, Myanmar, Simbabwe, Vietnam usw.
> Analog
> kommt trotz Jamming oder Musikstörer immer etwas durch. Das wäre mit DRM
> vorbei.
> Dietrich
> 
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