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[A-DX] Re: Kanada via Deventry


  • Subject: [A-DX] Re: Kanada via Deventry
  • From: KaiLudwig@xxxxxxxxxxx
  • Date: Tue, 26 Oct 2004 23:45:31 +0200

> Später, nach der Symphonie-Phase, ist man in
> Kigali auch wieder auf die klassischen Versorgungstechniken gegangen.
> So wurde z.B. der Afrikablock via Ball aufgezeichnet und im
> Südamerikablock abgespielt. Die Nachrichten übernahm man von einer
> Europafrequenz.

Wie lange ging dieses nette Spiel dann eigentlich noch?

Heute ist der Begriff "Relaisstation" nach meiner bescheidenen Meinung
ohnehin obsolet. Schon, weil es im Zweifelsfall gar kein "Original" mehr
gibt, das als Quelle für ein "Relais" dienen könnte...


> > Apropos TF, erinnert sich außer mir auch noch jemand an diese völlig
> > verstimmte Leitung mit Stimme Rußlands Deutsch zur Station
> > Tbilisskaja, die erst vor vielleicht drei Jahren durch eine
> > Satellitenabnahme ersetzt wurde?
> 
> Ich weiß jetzt nicht genau, welchen du meinst.

Vor zehn Jahren (seit wann vorher, weiß ich nicht) war das im Sommer
11980 kHz und im Winter 7360 kHz. In den letzten Jahren dann im Sommer
15455 kHz, im Herbst 11980 kHz und im Winter 7300 kHz. Ist bestimmt
einer der Großsender (500/1000 kW), würde ich denken.

Seit irgendwann in der zweiten Hälfte der 90er Jahre waren dort die
Tonfrequenzen nach oben verschoben*). Das klang wie ein nicht richtig
abgestimmter SSB-Sender; war es in gewisser Hinsicht ja auch, nur eben
kabelgebunden in Form der Trägerfrequenztechnik. Vorher hörte sich das
garnicht übel an, allerdings mit dem Moskau-typischen harten Gate. Man
hörte das dort wegen des bombastischen Empfangs (das ist bestimmt einer
der Großsender 500/1000 kW) sehr schön; auch, daß die Leitung wirklich
ziemlich verrauscht/verbrummt war. Einmal brabbelte auch jemand
dazwischen...

*) Die Stimme Griechenlands soll auch über längere Zeit so gesendet
haben.


> Aber Moskau hatte
> ohnehin interessante Effekte: es gab - was mir nie einleuchtete -
> Frequenzen, auf denen Klang die Studioakustik trocken, auf anderen gab
> es eine Art Nachhall - kein Echo.

Könnte an unterschiedlich eingestellten Gates gelegen haben. Das in
Tbilisskaja machte bei jedem Blattrascheln auf und erst zu, wenn der
Nachhall wirklich ausgeklungen war, während anderswo fast schon nichts
mehr rausging... (Man müßte übrigens mal Radio Kairo gut hören können;
mir kommt das fast so vor, als ob auch da nur ein Gate nicht richtig
aufgeht.)


> Weiß man heute eigentlich Bescheid über die damalige
> Modulationsführung? Gab es einen Hauptschaltraum in Moskau, über den
> auch die andern Republiksauslandsdienste geschleift wurden?

Ja, denn hat es nach dem, was man so hört, in dieser Form und mit dieser
Funktion tatsächlich gegeben. (Zu den anderen Republiksauslandsdiensten:
Wer wußte damals bei Radio Minsk auf 1215 kHz schon, von wo das
kommt...?)


> Wo war
> der, falls es ihn gab?

Nicht weit entfernt vom Roten Platz in Moskau, so geht die Sage.


> "Frieden und Fortschritt", nehme ich an, war ja
> sicher ohnehin im Moskauer Funkhaus stationiert. Hatte der
> Auslandsdienst ein eigenes Gebäude, oder war der mit den
> Inlandsprogrammen unter einem Dach?

Ersteres. Der Auslandsdienst hat sein Funkhaus in der ul. Pjatnizkaja im
Stadtzentrum. Hier sind zwei schöne Bilder:
http://www.kultur.ru/kuljahr0006/2004/02/04/2/index.html

Und noch ein schönes Studiobild:
http://www.radioeins.de/_/sendungen/apparat/aufnahme/199910/19991028174913_jsp.html

In diesem Artikel, dessen Autor einen gefestigten Klassenstandpunkt hat
(SCNR), sieht man ansatzweise einen Regieraum:
http://www.cnn.com/WORLD/europe/9905/24/russia.radio/

Ein Bild komplett mit Mechlabors ("fällt die Mechlabor die Treppe
runter, ist die Treppe kaputt") finde ich gerade nicht [in erkennbarer
Form], aber wer schonmal ein DDR-Studio gesehen hat kennt das ohnehin...


Die Inlandsprogramme senden hingegen größtenteils aus Ostankino, wo auch
das Fernsehen sitzt. Das war 1993 von einiger Bedeutung, denn da sendete
der Auslandsdienst weiter, während Ostankino gestürmt wurde ("...... und
... wie mir die Kollegen soeben mitteilen, wurde die Bewachung unseres
Funkhauses verstärkt" --- ich könnte mir heute noch für meine damalige
Blödheit in den Arsch beißen, davon nur einen winzigen Schnipsel
aufgenommen zu haben).


In der Pjatnizkaja miet(et)en sich übrigens auch andere Veranstalter
ein. Das gerade hier angesprochene Radio Radonesh sendet von dort, und
es müßte mit dem Teufel zugehen, wenn Radio Ala ("poslednije nowosti i
pjesny bardow") nicht auch dort saß: Halliges Studio, darin dann als
Krönung ein knarrender Stuhl...


> > Ein Schmankerl für den Kenner sind schließlich die DRM-Sendungen aus
> > Taldom: Nur echt mit dem original Gate! In einer nicht zu nennenden
> > Rundfunkanstalt hat man sich wirklich halb totgelacht darüber. Den
> > Brumm verschluckt der dürre Codec aber doch a bisserl 8-)  Jetzt, wo
> > zwölf-fuffzehn wieder schön bombastisch kommt, macht es auch Spaß,
> > wie die alten Musikbänder so richtig herausstechen...
> 
> Wie meinen?

Das mit dem Gate siehe oben; Taldom hängt auch heute noch an den alten
Leitungen, falls da nicht neulich etwas geändert wurde.

Was die Musikbänder betrifft: Man höre sich z.B. mal den Jingle
"Informationsmagazin" an, in den damals "Stimme Rußlands präsentiert"
reinproduziert wurde, wo es vorher halt "Radio Moskau präsentiert" hieß.
Da hört man den akustischen Unterschied sehr schön. Ganz besonders schön
ist dabei aber, wie "Das Informationsmagazin" mit Shuttereffekt
aufgenommen ist. Kennt das heute überhaupt noch jemand? (Man lege die
Hinterbandkontrolle der Bandmaschine auf einen Kanal und ziehe dessen
Regler gefühlvoll auf, um vom zarten Hall bis zum scheppernden
Vielfachecho jeden gewünschten Effekt zu erhalten.)


Grüße,
Kai


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